Im Jahr 2020 blicken die Braunschweiger auf 95 Jahre wechselhaften Umgang mit ihrem Kolonialdenkmal zurück und stellen sich, wie bereits mehrfach in der jüngeren Vergangenheit, die Frage, welche Form die angemessenste im Umgang mit dem umstrittenen Löwen sei. Doch dieses Mal scheint alles anders zu sein als bei den Aktionen und Debatten der Vergangenheit. Bisher waren die Diskussionen um das Kolonialdenkmal entweder lokal begrenzt, wie die Debatte im Kulturausschuss und die anschließende Schüleraktion zwischen 2004 und 2006, oder das Kolonialdenkmal diente als Projektionsfläche, um andere, nicht unmittelbar damit verbundene Themen zu diskutieren, wie bei der Aktion #dietotenkommen, die 2015 deutschlandweit stattfand und bei der Braunschweig nur einen kleinen Teil darstellte.
Die aktuelle Debatte ist einerseits lokal, weil sie ganz konkret nach einem angemessenen Umgang mit dem Kolonialdenkmal fragt. Andererseits ist sie nicht nur national, sondern im Zuge der Black Lives Matter Bewegung, die ihren Ausgang in den USA nahm, auch global angebunden.

Die folgenden Seiten bieten einen Überblick über die Geschichte des Kolonialdenkmals. Um bei der Fülle des Materials nicht den Überblick zu verlieren, sind sie grob nach erinnerungskulturellen Zäsuren geordnet. Das bedeutet, dass Zeiträume zusammengefasst wurden, in denen sich die Nutzung des Kolonialdenkmals jeweils gewandelt hat.

1924 – 1933: Gedenken

1933 – 1945: Instrumentalisierung

1945 – 1990: Vergessen

1990 – 2004: Wiederentdeckung

2004 – 2010: Aufarbeitung

2010 – 2020: Projektionsfläche