In dieser Phase liegt die bisher größte Wendung im Umgang mit dem Kolonialdenkmal seit Ende des Nationalsozialismus. Das Jahr 2004 bildet nicht zufällig den Ausgangspunkt für das grundsätzliche Umdenken: 100 Jahre zuvor, im Jahr 1904, fand in Deutsch-Südwestafrika (dem heutigen Namibia) der Völkermord an den Herero und Nama statt. Die im Folgenden dargestellten Ereignisse mündeten schließlich in der Einstellung der Kranzniederlegung zum Volkstrauertag, wodurch das Kolonialdenkmal die Funktion als aktiv genutztes Kriegerdenkmal verlor. Die anschließende öffentliche Auseinandersetzung zeigt den Wandel hin zu einer dynamischen und kritischen Erinnerungskultur. Mit der Aufstellung einer einordnenden Erklärungstafel vor dem Kolonialdenkmal wurde der erste Schritt einer öffentlich sichtbaren Aufarbeitung der Denkmalgeschichte getan.

2004: Farbanschlag und Volkstrauertag

Das Jahr 2004 ist eine Zäsur im erinnerungskulturellen Umgang mit dem Kolonialdenkmal. Es beginnt mit einem Farbanschlag, bei dem Unbekannte das Denkmal mit roter Farbe beschmieren. Auf der Vorderseite wird “KOLONIALISMUS WAR MASSENMORD” geschrieben.

Als sich die Schüler der Ricarda-Huch-Schule einige Woche später mit dem Denkmal befassen, ist der rote Vorwurf noch immer auf dem Löwen zu sehen. Die Schüler des 13. Jahrgangs stoßen, wie die Schüler der Neuen Oberschule elf Jahre vor ihnen, auf das Problem der dünnen Quellenlage rund um das Kolonialdenkmal und luden Prof. Gerd Biegel, damals noch Direktor des Landesmuseums, ein, um über das Denkmal zu berichten. In einem von den Schülern verfassten Artikel der Braunschweiger Zeitung heißt es dazu:

Biegel wies auf eine »Merkwürdigkeit« hin: Jedes Jahr am Volkstrauertag werde im Auftrag der Stadt Braunschweig ein Kranz am Denkmal niedergelegt, obwohl das Kolonialdenkmal nicht gebaut worden sei, um den Toten zu gedenken. Es sollte an den Verlust der Kolonien erinnern und daran appellieren, die verloren gegangenen Besitztümer wiederzuerlangen.

(Stautmeister, Maren; Göttlicher, Laura; Krippner, Kathrin; Reding, Dorothea; Bakina, Anna: Ein Löwe, der nicht aus Braunschweig kommt. In: Braunschweiger Zeitung vom 01.03.2004)

Das ist tatsächlich eine Merkwürdigkeit. Sagen doch die Inschrift des Denkmals und alle anderen schriftlichen Überlieferungen durchaus, dass auch das Gedenken der dort gefallenen Kameraden eine gewisse Rolle spielte. Handelt es sich hier um ein Missverständnis zwischen Prof. Biegel und den Schülern? Diese Frage wurde in den Tagen nach Erscheinen des Artikels in zwei Leserbriefen der Braunschweiger Zeitung durch den Braunschweiger Historiker Ernst-August Roloff und den Wolfenbütteler Jürgen Kumlehn diskutiert. Die beiden Autoren gaben auch ihre jeweilige Sicht auf die Instrumentalisierung des Kolonialgedenkens im Nationalsozialismus ab.
(vgl. Roloff, Ernst-August: Blick ins Stadtlexikon hätte geholfen. in: Braunschweiger Zeitung vom 03.03.2004; Kumlehn, Jürgen: Kolonien doch zur Propaganda benutzt. in: Braunschweiger Zeitung vom 06.03.2004)

Diese kurze Debatte in der Zeitung zeigte seine Wirkung. Am 14.11.2004, dem Volkstrauertag des Jahres, wurde vom Braunschweiger Bündnis für Frieden eine Kundgebung zum Gedenken an die Opfer des deutschen Kolonialismus mit rund 70 Teilnehmern am Kolonialdenkmal abgehalten.

Die Teilnehmerzahl der Kundgebung war mit ca. 70 Menschen erfreulich hoch. Ein relativ großes Polizeiaufgebot und der Staatsschutz waren ebenfalls anwesend. Es wurden vier Redebeiträge gehalten, die historische und aktuelle kolonialistische Bestrebungen thematisierten. […] Am Kopf des Denkmals befestigten wir eine Tafel mit der Inschrift: »Wir gedenken der Opfer der deutschen Kolonien«. Vor dem Denkmal stellten wir eine weitere, ausführlichere Gedenktafel auf.

(Kristen, Claus: Antikoloniale Kundgebung in Braunschweig, 2004)

Aus dem dazugehörigen Faltblatt erfährt man, was damals Inhalt dieser Kundgebung gewesen ist. Dieses informiert über die deutsche Kolonialzeit, die Geschichte des Kolonialdenkmals in Braunschweig und stellt eine Verbindung zu aktuellen zeitgenössischen Fragen her:


Die Beschäftigung mit deutscher Kolonialvergangenheit wirft auch Fragen für die Gegenwart auf. Muss wirklich »die Freiheit Deutschlands am Hindukusch verteidigt« werden? Warum steht deutsches Militär heute in Afghanistan, auf dem Balkan, in Afrika? […] Der Schatten der Vergangenheit – wirft er ein Licht auf die Gegenwart? […] Das Anti-Kolonial-Denkmal muss als solches erkennbar und den Opfern früherer wie heutiger kolonialer Bestrebungen gewidmet sein.

v.i.S.d.P. Claus Kristen c/o Braunschweiger Bündnis für Frieden

Diese Aktion forderte also eine Umwidmung des Kolonialdenkmals in ein Anti-Kolonialdenkmal ersetzte 2004 die Kranzniederlegung zum Volkstrauertag. Seitdem wurde von Seiten der Stadt die Kranzniederlegung eingestellt. Damit verlor das Kolonialdenkmal nun auch die Funktion eines aktiv genutzten Kriegerdenkmals.

2005: Die Debatte im Kulturausschuss

Den öffentlichen Aktionen im Herbst 2004 folgte eine von der Partei PDS (Partei des Demokratischen Sozialismus) angeregte Debatte im Kulturausschuss des Rates der Stadt Braunschweig im Frühjahr 2005. Eröffnet wurde die Debatte von einem bereits im Dezember 2004 formulierten Antrag des PDS-Ratsherren Udo Sommerfeld.

Das Kolonialdenkmal an der Jasperallee wird nach Möglichkeit in ein Museum überführt und dort mit begleitenden, kolonialkritischen Tafeln über die menschenverachtenden Auswirkungen des deutschen Kolonialismus gezeigt. Ist dies nicht möglich, soll es abgerissen werden.

(Sommerfeld, Udo: Kolonialdenkmal – Antrag von Udo Sommerfeld (PDS-Ratsherr) an den Rat der Stadt Braunschweig, 2004)

Seine Kritik in der dazugehörigen Begründung deckte sich in weiten Teilen mit der des Friedensbündnisses während deren Kundgebung einige Monate zuvor. Dem Antrag wurde durch eine Mitteilung vom 4. Februar nicht stattgegeben. In der Begründung hieß es:

Eine Umsetzung in ein Museum sollte nicht erfolgen, da sich dadurch nicht etwa eine Milderung seiner politischen Aussage erzielen lassen würde, sondern das genaue Gegenteil der Fall wäre. Ein öffentliches, kontrovers diskutierbares Denkmal wird aus seinem Kontext gerissen und vermeintlich in den Räumen eines Museums in seiner Aussage neutralisiert. Entscheidend ist jedoch die Kommentierung des Denkmals. Dies sollte und kann am besten am originalen Standort passieren.

(Laczny, Wolfgang: Mitteilung des Kulturausschusses: Antrag von Herrn Ratsherr Sommerfeld zur Sitzung des Rates am 21. Dez. 2004 zum künftigen Umgang mit dem Kolonialdenkmal, 2005)

Anstelle der Abtragung des Denkmals beschloss der Rat die kurzfristige Erstellung und Anbringung einer Erklärungstafel, die Auszüge aus dem Artikel zum Spendenaufruf vom April 1925 enthalten sollte, um das Denkmal in den Kontext seiner Entstehungszeit einzuordnen und etwaige Fehlinterpretationen zu vermeiden.

Doch auch dieser Vorschlag blieb nicht ohne Kritik. Isolde Saalmann von der SPD mahnte, wer das Datum nicht genau beachte, halte es womöglich für eine heutige Rechtfertigung des Denkmals. Gerd Biegel merkte an, der Text verstärke den Eindruck, man wolle den Kolonialismus ehren. Auch das Bildmotiv sei missverständlich, der Löwe repräsentiere die Stärke Afrikas und keinesfalls eine mögliche braunschweigische Großmannssucht. Dr. Reinhard Goedecke vermisste darüber hinaus eine Stellungnahme darüber, dass man derartige Eroberungen heute bedauere. Wolfgang Laczny sagte abschließend, dies sei zunächst nur eine Interimslösung. Man wolle ein Schülerprojekt einbeziehen und anschließend die Verwaltung nachbessern lassen.

(vgl: Berger, Andreas: Debatte um einen missverständlichen Löwen. in: Braunschweiger Zeitung vom 05.02.2005

Bevor besagtes Schülerprojekt seine Arbeit am Denkmal aufnahm, kam es noch zu einem weiteren Zwischenfall am Kolonialdenkmal. Wieder einmal wurde es mit roter Farbe besprüht: „STOPPEN – 18.06. NAZIS“ Ein Artikel im Klinterklater, der Zeitung einiger Braunschweiger SPD-Ortsvereine, behandelt diese Aktion und die damit offenbar missverstandene Verbindung von Nationalsozialismus und Kolonialdenkmal. Hierbei handelt es sich in der Rückschau um eine Aktion, die auf die folgende Phase der Denkmalsgeschichte hindeutet: Das Kolonialdenkmal wird hier als Projektionsfläche für andere, höchstens mittelbar damit verbundene Themen genutzt.

(vgl. Das Kolonialdenkmal. in: Klinterklater, Nr.2/ 7. Jahrgang September 2005 S.3)

2005: Die Aufstellung der Erklärungstafel

Über das Jahr 2005 verteilt war das Kolonialdenkmal immer wieder Thema im Kulturausschuss. Im Sommer 2005 wurde folgender Textvorschlag für die Erklärungstafel angenommen:

Das von Professor Herman Flesche (1886-1972) geplante und von dem Bildhauer Professor Jakob Hofmann (1876-1955) ausgeführte Kolonialdenkmal wurde 1925 als Abschluß der damaligen Kaiser-Wilhelm-Straße, der heutigen Jasperallee, errichtet. Das Denkmal geht auf die Initiative des Braunschweiger »Vereins der ehemaligen Ostasiaten und Afrikaner« zurück.

Das Kolonialdenkmal legt Zeugnis davon ab, daß auch nach der Katastrophe des Ersten Weltkrieges in der Zeit der ersten deutschen Demokratie verschiedene Bevölkerungsgruppen nicht akzeptierten, daß Kolonialherrschaft Mißachtung der Rechte und Unterdrückung der Kolonialvölker bis hin zum Völkermord bedeutete.

Deutlich wird diese unkritische Sichtweise in einem Artikel der Braunschweigischen Landeszeitung am 1. April 1925, der rd. zweieinhalb Monate vor der Einweihung erschien. Das nachfolgende Zitat wurde gewählt, um die Einschätzung der Kolonialfrage in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts zu verdeutlichen:

»[…]Um den Gedanken an unsere Kolonien wachzuhalten und das Interesse dafür im deutschen Volke zu wecken, vor allem aber auch um unseren weitab von der Heimat im fremden Weltteil gefallenen Helden, die im gleichen Kampfesmut bis zum Ende für unsere heißumstrittenen Kolonien gekämpft und gelitten haben, sinnbildlich monumental Unsterblichkeit zu verleihen, wird der Verein ehem. Ostasiaten und Afrikaner, ein kleiner Verein (75 Mitglieder), von denen Angehörige in jeder Kolonie gekämpft haben, im Stadtpark zu Braunschweig ein Kolonial-Denkmal errichten, dessen Einweihung voraussichtlich am 14. Juni d. J. erfolgen soll. [… ]«

Der Kolonialismus mit seinen Auswirkungen auf die besetzten Länder ist heute besonders der jüngeren Genearation nicht mehr präsent. Denkmäler wie dieses sind Zeugniss einer Geisteshaltung, die aus heutiger Sicht nicht mehr nachvollziehbar und in besonderer Weise erläuterungsbedürftig ist. Diese Tafel dient daher der Einordnung des Denkmals in den historischen Kontext seiner Entstehungszeit und in das geänderte historische Verständnis der Gegenwart.

Laczny, Wolfgang: Beschlussvorschlag des Kulturausschusses: Künftiger Umgang mit dem Kolonialdenkmal; Text für eine Informationstafel. 11.05.2005

Aufgestellt wurde diese Tafel, die zunächst nur eine Interimslösung sein sollte, dann im Dezember 2005. Damit ist die Stadt der ersten Forderung nach einer öffentlich sichtbaren Einordnung des Kolonialenkmals nachgekommen.

2006: Verhüllung macht sichtbar

Im Sommer 2006 fand sich an der IGS-Franzsches Feld eine Arbeitsgemeinschaft zum Kolonialdenkmal zusammen. Das gemeinsame Anliegen der dreizehn Schülerinnen und Schüler und deren Lehrern Astrid Schrobsdorff und Fredegar Henze war es, das aus ihrer Sicht eher unbekannte Denkmal etwas mehr in das Bewusstsein der Menschen zu rücken. Dazu nahmen sie das Wort Denkmal auseinander und schufen damit das Motto ihrer Aktion: Denk mal anders. Man könne, so die Schülerinnen und Schüler, die Aussage des Denkmals, das Gedenken an die verlorenen Kolonien und die dort gefallenen Kolonialsoldaten, nicht ohne Weiteres stehen lassen. Außerdem kritisierten sie ebenfalls die Kranzniederlegungen am Volkstrauertag, die Soldaten ehrten, die von 1904 bis 1907 das Volk der Herero zur Hälfte vernichtet hätten. Daher sollte die Aktion der Arbeitsgemeinschaft zu einem kritischen Umgang mit dem Denkmal und der Kolonialvergangenheit anregen. Dazu verhüllte die Gruppe das Denkmal mit einem weißen Tuch. Das verhüllte Denkmal wurde zudem mit Spruchbändern ergänzt, die zum Nachdenken anregen sollten. Das erste Spruchband enthielt ein Zitat des deutschen Erstbesteigers des Kilimandscharo: „Der Kilimandscharo heißt jetzt Kaiser-Wilhelm-Spitze. Er ist der höchste Berg Deutschlands.” Diese Zitate wurden in regelmäßigen Abständen gewechselt. Auch diese Aktion wurde von der Öffentlichkeit wahrgenommen und rezipiert. Zeitungsartikel zu der Aktion fanden sich in der Braunschweiger Zeitung und im Klinterklater.

vgl. Sandhagen, Petra: Verhüllung macht sichtbar. Kunstprojekt der IGS Franzsches Feld am Kolonialdenkmal im Stadtpark. in: Braunschweiger Zeitung, 19.08.2006

Die Aktion brachte jedoch auch kritische Stimmen hervor. Die Freiburger Website freiburg-postkolonial.de erhielt am 5.August 2006 folgende Zuschrift:

Bevor Sie solche Artikel wie über die Enthüllungsaktion in Braunschweig (18.07.06) abdrucken, sollten Sie sich mal über die wirklichen Hintergründe des Herero Aufstandes informieren. In der Deutschen Militärzeitschrift DMZ vom Juli – August 2004 Seite 30 bis 35 ist ein Artikel über den Hereroaufstand abgedruckt. Mich ärgert immer wieder die ‚Blindheit auf dem linken Auge‘ und die Selbstzerfleischung unseres Volkes.

(Unbekannter Autor: Nachtrag vom 5.8.2006 freiburg-postkolonial.de.)

Durch die Bezugnahme auf einen Beitrag der als rechtsextrem geltenden Deutschen Militärzeitschrift und die Kritik an der “Selbstzerfleischung unseres Volkes” ist die Richtung, aus der diese anonym abgegeben Kritik am Schülerprojekt stammt, eindeutig. Währenddessen kam es am Kolonialdenkmal zu einem Zwischenfall, über den man ebenfalls auf der Freiburger Website lesen kann:

An alle Interessierten! Der ‚Anschlag‘ auf die Verhüllungsaktion am Kolonialdenkmal erweist sich als Braunschweiger Provinzposse. Heute, 11.8.06, sollte um 10.00 Uhr ein neues Zitat an der Verhüllung angebracht werden, was natürlich nicht möglich war, da die Verhüllung zur Zeit nicht existiert. Trotzdem gab es ein Treffen vor Ort. Anwesend waren jeweils 1 VertreterIn der SchülerInnengruppe, des städtischen Kulturinstituts, der CDU, der SPD, der »Gedenkstätte für Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft« sowie zwei Mitglieder der Kolonialismus-AG. Es stellte sich folgendes heraus: Ein ‚junger Mann‘ hielt die Verhüllungsaktion aufgrund des angebrachten Zitats (‚Der Kilimandscharo heißt jetzt Kaiser-Wilhelm-Spitze. Er ist der höchste Berg Deutschlands‘) für eine Aktion von Rechtsradikalen. Kurzerhand zerriss er die Verhüllung, knickte eine erläuternde Tafel um, klemmte sich selbige unter den Arm und marschierte damit ins Rathaus, um sich bei der Fraktion der Grünen zu beschweren. Dort traf er niemanden an, hinterließ die Tafel beim Rathaus-Pförtner, beschwerte sich bei diesem und ging von dannen. Ob es sich um einen Fall von Ignoranz (hatte er die Tafel gelesen?) oder Zivilcourage oder um beides handelt, bleibt zunächst im Dunkeln. Die Aktion als solche soll auf jeden Fall fortgesetzt werden. Über mangelnde Resonanz lässt sich bislang nicht klagen… Unser Vorschlag, eine Internetpräsenz zur öffentlichen Diskussion ähnlich der Jokinen-Aktion in Hamburg einzurichten, wurde von der Schülerin und der Vertreterin des Kulturinstituts wohlwollend aufgenommen. Mit besten Grüßen, Claus Kristen & Till Eulenspiegel

(Kristen, Claus & “Till Eulenspiegel”: Nachtrag vom 11.8.2006 freiburg-postkolonial.de.)

Dieses offensichtliche Missverständnis verdeutlicht die Wirksamkeit des Schülerprojekts und das wachsende öffentliche Problembewusstsein mit dem Kolonialdenkmal. Es zeigt aber auch, wie schnell ohne adäquate Aufarbeitung die Dinge durcheinandergebracht werden können.

2010: HBK-Projekt

2010 befasste sich ein Seminar an der Hochschule der Bildenden Künste Braunschweig mit dem Thema Kolonialismus. In diesem Rahmen wurden u.a. Voträge gehalten und eine Informationsbroschüre der Studentin Nina Arndt veröffentlicht, die erstmals eine Quellen- und Informationssammlung zum Kolonialdenkmal vorgelegt hat.

Diese Broschüre entstand im Rahmen des Seminars »Farbige
Bilderpolitik. Workshop zur post/kolonialen Bildproduktion« unter der
Leitung von Prof. Dr. Ulrike Bergermann an der HBK Braunschweig
im Sommersemester 2010. Ausgearbeitet wurde sie von Nina Arndt,
Studentin der Medienwissenschaften an der HBK, mit finanzieller
Unterstützung der Forschungskommission der HBK und dem
Braunschweiger Zentrum für Gender Studies sowie fachlicher Beratung
durch Prof. Dr. Herbert Mehrtens, TU Braunschweig.

Arndt, Nina: Das Braunschweiger Kolonialdenkmal. Braunschweig, 2010. S. 32

Auf rund 30 Seiten sammelte Arndt verschiedene Quellen, druckte Zeitungsartikel über die Einweihung des Denkmals ab und ordnete diese in den Entstehungszeitraum ein. Anschließend war diese Broschüre online frei zum download verfügbar, sodass damit erstmals sehr niedrigschwellig eine große Menge Informationen zur Verfügung stand.

Das Ergebnis ihrer Arbeit finden Sie hier

Am Ende dieser Phase sind bereits einige Informationen über das Kolonialdenkmal öffentlich zugänglich. Die Aufarbeitung der Denkmalgeschichte fand auf unterschiedlichen Ebenen statt: Ein Teil wurde von städtischer Seite durch die Aufstellung der Erklärungstafel übernommen. Einen weiteren Teil trug die Arbeitsgemeinschaft der IGS-Franzsches Feld dazu bei und schließlich wurde durch ein Universitätsprojekt der damalige Wissensstand in die digitale Welt überführt.

In der nächsten Phase wird sich zeigen, dass das analoge Kolonialdenkmal über verschiedene Protestaktionen in den 2010er Jahren mit der digitalen Welt in Berührung kommt.

Weiter: 2010 – 2020: Projektionsfläche