2020 – 20??: Aufarbeitung 2.0?

Eine aktuell andauernde Phase zu betiteln und einzuordnen ist schwierig. Bereits in den Phasen der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass die retrospektiv konstruierten Zeiträume sich nicht immer scharf voneinander trennen lassen, weil nicht jede Aktion exakt der gewählten Definition der jeweiligen Phase entspricht. Teilweise überlappen sich diese Elemente, die die Zeiträume zu einer Phase verbinden.

Die aktuelle Diskussion zeigt dieses Phänomen sehr gut. Einerseits dient das Kolonialdenkmal heute mehr denn je als Projektionsfläche einer aktiven Debattenkultur, die dabei ist, den analogen Raum zu verlassen und sich mehr und mehr im Internet, bei Twitter und in den Kommentarspalten von Facebook, abspielt.

Gleichzeitig beginnt gerade aber auch eine neue Phase der Aufarbeitung, die das öffentliche Bedürfnis nach Hintergrundinformationen und Einordnungen zum Kolonialdenkmal im Besonderen, aber auch zum Thema koloniale Vergangenheit allgemein bedient. Die Black-Lives-Matter-Proteste, die in den USA ihren Ausgang nahmen, erreichten schnell auch Europa. Sie sorgten dafür, dass in Großbritannien die Statue von Edward Colston von seinem Sockel gerissen und im Hafenbecken versenkt wurde, und haben auch in Deutschland eine lebhafte Debatte um das koloniale Erbe angeregt.

Vor diesem Hintergrund hat auch die Stadt Braunschweig im Sommer 2020 zügig reagiert und das Kolonialdenkmal auf ihre Seite zur städtischen Erinnerungskultur hinzugefügt und dort Informationen und Einordnungen gesammelt. Ein provisorisch aufgestelltes Holzschild mit einem QR-Code bedeutete zusätzlich den ersten Schritt in Richtung digitalem Raum.

Über die zukünftig geplante weitere wissenschaftliche Aufarbeitung der Denkmalsgeschichte, sowie eines künstlerischen Wettbewerbs, finden Sie die Informationen am besten direkt auf der Seite der Stadt.